Wie “reich” wir sind, weil es Kultur gibt! “Reich” meine ich natürlich nicht im monetären Sinn 🙂
Für mich ist Kultur eine Kraftquelle. Hier kann ich “auftanken” und neue Kraft für den gerade sehr herausfordernden Alltag schöpfen.
Letzte Woche war ich mit meinem Seminar zum Wissenschaftlichen Arbeiten im Marchivum, dem Mannheimer Stadtarchiv. Welche Schätze hier liegen! Viele davon sind digital zugänglich, die Suchfunktionen werden immer besser. Man kann in alten Zeitzungen Schlagwortsuchen machen, ganz bequem von zu Hause aus. Früher musste man mit Microfiche-Lesern mühsam jede Ausgabe durchforsten, ich erinnere mich noch an frustrierende Stocherkahn-Fahrten in der Unibibliothek….
Jetzt wird die Stadtgeschichte leicht zugänglich gemacht.
Sucht doch mal Eure Vorfahren in den Adressbüchern oder auch Zeitungen! Eine spannende Zeitreise!
Mein Favorit sind natürlich die Theaterzettel, die noch zu Beginn meiner Arbeit als Freie Dramaturgin vor elf Jahren nur als dicke Bücher im Lesesaal vor Ort verfügbar waren. Sie waren uns eine wichtige Quelle zu unserem Projekt “Tanz über Gräbe(r)n”, ein Theaterprojekt über die Zeit des Ersten Weltkriegs in Mannheim.
Zweite Station: Port25
In meinem Seminarplan „Die Mannheimer Kulturlandschaft“ ist Port25 inzwischen so etwas wie ein Jour Fixe geworden. Mit der Ausstellung „Staubfrei – analoge Fotografie“ haben wir wieder eine unglaublich spannende Ausstellung mit Führung via Kim Behm entdecken können.
Bei analoger Fotografie denke ich an die Fotoalben unserer Kindheit, heute grünstichig und verblasst, von den Polaroids nicht zu sprechen. Meine Großmutter hat meine Kindheit in Schwarz-Weiß dokumentiert, Bilder, die bis heute „gestochen scharf“ und unverändert sind. Die Farben ergänzt mein Kopf dann, Gerüche, Stimmen… sowieso.
Fotografie/ Photographie ist ein Moment im Bild festgehalten, so meine minimalistisch-laienhafte Definition. Menschen über 50plus blicken auf Erinnerungen vor allem in Papierform, mit einem Quantensprung wurde dann irgendwann das alte Nokia-Handy mit dem vermeintlich unendlichen Akku zum allwissenden und alleskönnenden Medium. Wer hatte schon „früher“ immer einen Fotoapparat/ Photoapparat dabei?
Die Ausstellung „Staubfrei“ ist ein genialer Einblick in das, was analoge Fotografie (ph?) mehr kann. Ein Bild aus dem Erinnerungsalbum abschmirgeln, den Staub in einem Weckglas bewahren… Was wird dann aus dem Bild, aus der Erinnerung?
Diese Arbeit hat mich besonders beeindruckt:
„„dust to dust“ ist eine installative Arbeit, in der Frank Göldner den dokumentarischen Zweck der Fotografie gleichermaßen autobiografisch motiviert wie universell lesbar hinterfragt. Aufnahmen aus 16 Jahren, eine für jedes Jahr, hat er abgeschliffen und den Papierstaub gesammelt. Es stellt sich die Frage, was bleibt und wie archivierbar die bildgewordenen Erinnerungen eigentlich sind.“
https://www.port25-mannheim.de/ausstellungen
So fühlt es sich gerade an, wenn ich mit meiner Mutter die unmittelbare Gegenwart betrachte. Irgendwas fehlt immer, ist verfremdet, erscheint wie ein Traum…
Die Ausstellung „Mannheim Abstrakt“ im Mannheimer Kunstverein
Immer wieder ein Fest! Die Vernissagen, Finissagen, Veranstaltungen… im Mannheimer Kunstverein. Irgendwie bin ich immer eine der Letzten, die geht. Von der Ausstellung habe ich am Sonntag nicht sooo viel gesehen, weil es so viele Gespräche gab, weil wir so viel Kulturpolitik abseits des Gemeinderats (also für mich) doch diskutiert haben und ich mich irgendwie verantwortlich fühle und nichts bewirken kann. Das ist bitter.
Die Ausstellung muss ich noch einmal zu einem anderen Zeitpunkt besuchen. Ich habe viel zu wenig gesehen, aber auf den ersten Blick so viel, dass ein Besuch in Ruhe dringend notwenig ist 🙂
Aber manchmal ist „Networking“ (ich mag den Begriff so gar nicht) einfach wichtiger!
Wie müssen uns alle zusammentun, jenseits der Sparten, ohne Konkurrenzdenken, und laut werden. Alleine wird es niemand mehr schaffen. Und Kunst ohne Bezahlung müssen wir uns allen verbieten. Wir lassen uns nicht wegsparen. Jetzt erst recht nicht. Kunst und Kultur sind kein „Nice-to-have“, keine „Freiwillige Leistung“, sondern ein Beitrag zur Herzensbildung, zur Bildung und zu einem menschlicheren Miteinander.